An was denken Sie, wenn Sie das Wort Sandgrube hören? Ja, an Sand. Aber auch an Bagger, die stetig Sand abbauen, an Sandburgen, Baden im Baggersee…Aber wussten Sie, dass gerade dieser scheinbar karge Lebensraum einen Rückzugsraum für seltene Pflanzen bietet?
Von der Sandgrube zur Goldgrube für seltene Arten
Die Okeler Sandgrube ist ein Beweis dafür, dass durch menschliche Nutzung wertvolle Rückzugsräume für seltene Arten entstehen können. Hier, im Nordosten von Syke, wurde ehemals Sand bis auf 12 Meter Tiefe abgebaut.

Alte Fundamente der Bagger sind noch heute im Nordosten der ehemaligen Baumannschen Sandkuhle zu erkennen. Die Grube ist mittlerweile ein See. Durch die ständige Bearbeitung und Offenhaltung ist über die Jahre ein sehr nährstoffarmer Lebensraum entstanden, der nur für angepasste Pflanzenarten einen Lebensraum bildet. Unsere heutige Landschaft ist geprägt von nährstoffreichen Lebensräumen, weshalb gerade diese Pflanzen teilweise vom Aussterben bedroht sind. An das Gewässer schließen im Relief leicht bewegte und offene Sandflächen mit Pioniervegetation an. Daneben ragen angelegte Flachwasserarme in das Gelände hinein. Der westliche Teil des NSG wird von einem Laubwaldkomplex mit Nadelbaumanteil eingenommen.
Schutzgebiete als schützende Hand
Deshalb wird dieser Lebensraum nach der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie auf 3,6 ha geschützt. Bereits seit 1993 ist die Okeler Sandgrube ein Naturschutzgebiet. Die jetzige Ausweisung dient der Anpassung an europäische Richtlinien. Denn die speziellen Lebensraumtypen müssen über Maßnahmen und Verbote für künftige Generationen bewahrt werden. Gerade Nährstoffeinträge und Grundwasserabsenkungen gefährden diesen Lebensraum. Die Freizeitnutzung, wie Baden, kann zu Nährstoffeinträgen und weiteren Störungen führen und kann deshalb im Gewässer nicht erlaubt werden.

Winzige Immergrüne als Kontrast zum offenen Sand
Den prägendsten Lebensraumtyp (LRT) bildet das oben beschriebene Gewässer mit seinen seltenen Strandlingsgesellschaften. Der hierzu gehörende Strandling ist eine immergrüne Art, die mit ihren fleischigen Blättern besonders im Winter auffällt, wenn sie einen grünen Rasen an den Ufern bildet. Im Sommer fällt der See in Teilbereichen trocken, hier wachsen dann einjährige Zwergbinsengesellschaften. Charakteristisch für den Lebensraumtyp sind dementsprechend niedrigwüchsige Pflanzen (meist weniger als 10 cm Höhe).

Blühende Miniatur
Die Zwergbinsen-Gesellschaften sind winzig und sehr unscheinbar. Aus der Nähe betrachtet sind es aber hübsch blühende „Miniaturpflänzchen“: Die Rede ist von den Arten der Zwergbinsen-Gesellschaften, die so schöne Namen wie Fadenenzian, Acker-Kleinling oder Zwerg-Lein tragen. Mit dem Zurückweichen des Wassers im Sommer beginnt der Lebenszyklus der Zwergbinsen. Im Boden haben zahlreiche Samen überwintert, die nun mit der steigenden Wärme zu keimen beginnen. Innerhalb weniger Wochen blühen die Winzlinge und bilden in guten Jahren reichlich Samen. Mit der Ausbildung der Samen endet das kurze Leben am Seeufer. Insbesondere der Fadenenzian (Cicendia filliformis) hat hier eines der größten Vorkommen Norddeutschlands. Diese Art ist der kleinste Vertreter unter den Enziangewächsen und mit seinen leuchtend gelben Blüten, die er nur bei Sonnenschein öffnet, die auffälligste Art unter den “Zwergenpflanzen”.
Die Lebensraumtypen laut FFH Anhang I sind:
- Nr. 3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewäseer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und der Isoëto-Nanojuncetea
- Nr. 7150 Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion)
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