Ein Biotop für den Wasserdrachen

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Kammmmolchbiotop
Kammmolchbiotop bei Bassum | FFH 323 (Bild; Jan Kanzelmeier)

Nordwestlich von Bassum liegt unscheinbar an einer Landstraße eine Senke in der Landschaft, die im Volksmund das „Schwarze Moor“ genannt wird. In dieser Senke befinden sich Kleingewässer sogenannte Schlatts, die noch von der Eiszeit erzählen. Ein Sumpfwald wächst um die Gewässer, so dass das Gebiet von der Straße kaum einsehbar ist. Neben dem Wald befindet sich eine Wiese, die nur extensiv genutzt wird.

Ein strukturreicher, feuchter Lebensraum und damit ein ideales Habitat für Amphibien, wie dem Kamm- und dem Teichmolch, sowie für den Laubfrosch.

 

 

 

Zunächst der Laubfrosch im Fokus

Im Zuge des Tierartenerfassungsprogramms des Landes Niedersachsens wurden bereits in den 1990er Jahren wertvolle Amphibienbestände (Laubfrosch und Kammmolch) in

Laubfrosch von Kai Backhaus
Laubfrosch von Kai Backhaus

den Schlatts nachgewiesen. Dieses Programm hat zum Ziel möglichst viele Informationen über die Tierarten des Bundeslandes zu sammeln.

Der im Sommer lautstark quakende, knallgrüne Laubfrosch gab den Ausschlag für weiter Naturschutzbemühungen. Denn hier liegen die Hauptproduktionsgewässer für den gefährdeten Laubfrosch in der Region Bassum-Twistringen-Harpstedt. Ein Gewässer weist 50 bis 100 Quaker auf.  Die Stiftung Naturschutz bekam zunächst den Auftrag Maßnahmen zu entwickeln, um den Lebensraum zu verbessern. Hierfür wurden Gewässer freigestellt und Strukturen geschaffen. Maßnahmen, die auch dem Kammmolch zugutekommen.

Der Kammmolch als FFH-Art

2004 rückte diese Spezies in den Mittelpunkt des Biotopschutzes. Denn der Kammmolch ist eine sogenannte FFH-Art (Anhang II). Diese Arten sind europaweit selten und damit von gemeinschaftlichen Interesse. Im europaweiten Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 sollen für diese Arten Schutzgebiete ausgewiesen werden. Und das ist 2004 geschehen. Das „Schwarze Moor“ wurde zum FFH-Gebiet Nr 323 „Kammmolchbiotop bei Bassum“.

Kammmolch (c) Christian Fischer (Wikimedia)
Kammmolch (c) Christian Fischer (Wikimedia)

Der Kammmolch (Tristurus cristatus) ist damit die wertgebende Art im FFH-Gebiet. Diese große Molchart (15-18 cm) ist an Land meist nachtaktiv und deshalb kaum bekannt. Besonders auffällig ist der drachenartige, gelbbäuchige Habitus des Männchens in der Hochzeitstracht. Die Art ist u.a. dadurch gefährdet, da die von ihr als Lebensraum benötigten strukturreichen Landschaftselemente und fischfreien Gewässerbiotope mit umgebenden Gehölzstrukturen nur noch in wenigen Gebieten vorkommen. Des Weiteren wirken sich die Wanderungsbarrieren, wie Straßen, negativ auf den Austausch zwischen den Populationen aus.

 

 

Ein Naturschutzgebiet für den Kammmolch

Übersichtskarte zur Verordnung. Klicken Sie auf das Bild um die ganze Karte zu sehen.
Übersichtskarte zur Verordnung. Klicken Sie auf das Bild um die ganze Karte zu sehen.

Um die Gefährdung zu minimieren, den Lebensraum für den Kammmolch zu fördern soll dieses Gebiet nach Vorgabe der EU hoheitlich geschützt und zum Naturschutzgebiet erklärt werden. Das öffentlich Verfahren läuft noch bis zum 07. August und die neue Verordnung und Abgrenzung können eingesehen werden. Jeder ist dazu berechtigt eine Stellungnahme zu den Inhalten der Verordnung oder der Abgrenzung des Gebietes abzugeben.

Das Ziel ist  die Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes des Kammmolchs (Triturus cristatus) (Anhang II FFH-Richtlinie) – als vitale, langfristig überlebensfähige Population in Komplexen aus mehreren zusammenhängenden, unbeschatteten, fischfreien Stillgewässern mit ausgedehnten Flachwasserzonen sowie submerser  und emerser  Vegetation in strukturreicher Umgebung mit geeigneten Landhabitaten (Brachland, extensives Grünland und Gehölzstrukturen) und im Verbund zu weiteren Vorkommen.

Maßnahmen zur Förderung

Bereits seit 2006 entwickelt die Stiftung Naturschutz Maßnahmen um den Kammmolch weiter im Gebiet zu fördern. Alle 5 Jahre werdend die Gewässer durch Kartierung überprüft, um den Erfolg der Maßnahmen festzuhalten. Daraufhin wird ein Maßnahmenplan entwickelt, der dann sukzessive durchgeführt wird. So wird u.a. die Verlandungsvegetation zurückgedrängt, damit die Gewässer nicht zu sehr beschattet werden. Denn gerade zum Laichen sucht der Kammmolch sonnexponierte Gewässer.

Mit der Sicherung als Naturschutzgebiet kann die Entwicklung des Gebietes noch weiter vorangetrieben werden.